So, es geht wieder los mit dem jährlichen Chaos Communication Congress im Berliner Congress Centrum (bcc) direkt am Alexanderplatz.
Ich bin dieses Jahr ganz entspannt gegen Mittag mit der Bahn angerückt. Das war aber irgendwie ein Fehler, denn die Tickets für die gesamte Veranstaltung sind scheinbar schon seit morgens ausverkauft. Und ich hatte mich noch drauf gefreut, dass es eine separate Kasse für „Standardtickets“ am Seiteneingang geben sollte. Naja, erstmal ein Tagesticket für 30 Tacken gekauft.
Was mich auf den ersten Blick ein wenig verwundert, ist die relative Leere in den Gängen. Letztes Jahr wars irgendwie voller.
Ich komme grad noch etwas zu spät in den Vortrag „Eine Zensur findet statt“ von Jens Kubieziel rein. Den Teil, den ich mitbekommen habe, fand ich toll vorgetragen und das ganze noch mit Humor dargestellt. Gar nicht einfach, bei dem eigentlich schwierigen Thema.
Danach ging es weiter mit dem Vortrag „Leyen Rhetorik“ von Martin Haase. Darin hat er die Rhetorik von Ursula von der Leyen im Zusammenhang mit dem „Zugangserschwerungsgesetz“. Fand ich sehr aufschlussreich! Routiniert vorgetragen und auch mit viel Spaß bei der Sache.
Anschließend kam die Präsentation von den Vertretern von Wikileaks mit dem Titel „WikiLeaks Release 1.0„. Da denkt man immer nur, die veröffentlichen da anonym Dokumente, aber während der Präsentation hat man erstmal mitbekommen, was da alles hintersteckt. Interessant auch, dass die noch spannende Ideen haben, wie sie das Projekt weiterentwickeln möchten: Bislang ein Problem ist, dass umfangreichere und komplizierte Dokumente häufig kaum wahrgenommen werden. Dies soll nun durch Incentivierung von Journalisten (in gewissen Grenzen) verbessert werden. In jedem Fall werden die Dokumente wie bisher komplett veröffentlicht. Ein weit interessanterer Aspekt war jedoch die Idee, die Wirtschaftskrise zu nutzen und die Gesetzgebung für eine anonyme Berichterstattung günstiger zu gestalten. Ziel war ein von der Wirtschaftskrise besonders betroffenes Land: Island. Das Ziel besteht darin, statt einem „Offshore Land“ für die Finanzindustrie nun ein Land für die „Offshore-Berichterstattung“ zu schaffen. Weil Wikileaks durch die Veröffentlichung einer Liste von Leuten, die noch kurz vor der Pleite einer isländischen Bank Geld abgezogen haben, auf der Insel ziemlich bekannt ist, konnten sie diese Bekanntheit nutzen, um dort einige Gesetze anzustoßen. Diese Gesetze sollen dazu dienen, dass eine Veröffentlichung wie Wikileaks sie macht einfacher durchführen lassen. Am Ende gab es stehenden Ablaus für die beiden Vortragenden.
Danach ging es nahtlos weiter mit dem Vortrag „Exposing Crypto Bugs through Reverse Engineering“ von Philippe Oechslin. Er stellte anhand von drei Beispielen dar, dass Krypto-Algorithmen zwar im Prinzip sicher sind, die praktische Implementierung jedoch recht kompliziert ist. Grundsätzlich konnte er bei allen Beispielen die Schwachstellen durch Reverse Engineering ausfindig machen.
Ich treffe danach endlich mal meine Kollegen aus Österreich, die später als ich gekommen sind, mir jedoch erzählen, dass sie noch Tickets für die gesamte Veranstaltung bekommen haben?!? Es scheint auf jeden Fall noch zusätzliche Bändchen zu geben. Naja – ich hole mir in der Pause dann auch erstmal das zweite Bändchen, aber das kostet nochmal 80 Euro. Das ist zwar insgesamt immer noch günstiger, als wenn ich mir jeden Tag ein Einzelticket geholt hätte. Ein bißchen verarscht komme ich mir jetzt doch vor. Ich hoffe, da klärt sich morgen noch was. Bislang scheint es noch keine abgestimmte Lösung zu geben…